Männer-Wohnungen sind ungefähr mit gleich vielen Klischees behaftet wie die Badezimmer-Routinen von Frauen 😉 Ja, es gibt sie, diese schrecklichen dunklen, schmutzigen, unaufgeräumten und insbesondere lieblos bis geschmacklos eingerichteten Männer-Wohnungen. Ich haben sie gesehen. Einige waren derart schmutzig, dass ich mich sogar ekelte, die Toilette zu benutzen oder in der Küche was anzufassen 😱 Aber es gibt auch andere!
Praktisch muss sie sein, die Einrichtung, und bloss nicht zu viel – von nichts! Denn Mann will ja – wenn er die Wohnung dann mal putzt – schnell fertig sein mit Putzen. Aufräumen wiederum ist ein anderes Thema. Warum die Sofakissen und -decken nach Gebrauch wieder ordentlich hinlegen – spätestens beim nächsten Fussball-Abend kommen die ja eh wieder alle durcheinander. Also lassen wir es doch gleich beim Status-quo – geht schneller und stört ja niemanden 🤷♀️
Dass das Praktische selten ein Augenschmaus ist, stört ebenfalls viele Männer nicht sonderlich. Schliesslich brauchen sie ihre Wohnung eh meist nur zum Übernachten. Den Rest der Zeit verbringen sie bei der Arbeit, im Pub, im Verein, im Sportclub, beim Fischen, beim Biken oder Joggen oder bei Freunden (wo es allenfalls gemütlicher ist als bei ihnen zuhause). Schade eigentlich. Denn wenn die Wohnung etwas gemütlicher und liebevoller eingerichtet wäre, wäre Mann eventuell auch lieber mehr zuhause.
Quelle: https://debeste.de/67525/Alleinstehende-M-nner-wohnen-wirklich-unter-solchen-Bedingungen
Das Drama fängt ja zumeist beim Möbelkauf an: Mann hat einfach keine Geduld, sich entweder online durch diverse Shops zu klicken oder noch weniger mehr als ein Möbelhaus aufzusuchen, um sich nach Möbelstücken umzusehen. Beim Kauf wird zumeist darauf geachtet, dass das Möbelstück bequem und funktional ist. Spricht ja grundsätzlich auch nichts dagegen. Nur wenn dann am Schluss neben dem teuren Rolf Benz-Sofa ein wackliges Ikea Drahtgestell steht, das weder farblich noch stilistisch zum Sofa passt, so ist es schade um das Sofa und das Gestell, weil beide dadurch nicht mehr zur Geltung kommen und zusammen eher ein unglückliches Bild abgeben.
Es geht nicht um die perfekt eingerichtete Wohnung, sondern darum, sich etwas Zeit zu nehmen und einige Gedanken zu machen, welche von den funktional-bequemen Möbel einigermassen zueinander passen könnten. Da darf Mann auch mal mutig sein und sich aus dem schwarzen Einheitsbrei losreissen und etwas Farbiges hinstellen, damit vor allem in der dunklen Jahreszeit der Winterblues nicht noch durch die schwarze Einrichtung verstärkt wird. Denn Farben haben viel mehr Einfluss auf unser Gemüt als wir vielleicht denken. Also gerne neben dem schwarz auch mal noch ein Farbtupfer – und nein: weiss ist keine Farbe und ist als Kontrast zu schwarz auch zu hart. Damit generiert man dann eine sehr sterile und harte Atmosphäre. Und ja: Mann darf auch da und dort ein Ding hinstellen, das ausser der Dekoration keine weitere Funktion erfüllt 😁
Quelle: https://www.pinterest.de/sorayarigo/wohnzimmer-modern-luxus/
Und dann gibt es da noch verschiedene Dinge, von denen sich Mann beim Auszug von zuhause definitiv verabschieden sollte: Bettwäsche mit dem Logo des Lieblings-Fussballvereins ist ungefähr so sexy wie die schmutzige Wäsche, die überall im Schlafzimmer auf dem Boden verstreut ist. Da wird so mancher Flirt, den man in den Bar kennengelernt hat, auf dem Absatz kehrt machen und das Weite suchen. 💃
Dasselbe gilt für Poster von seinen Idolen (egal ob Sportler, Sänger, Bodybuilder, Schauspieler), die mit Reiszwecken an die Wände gehängt werden. Bei solchem Wandschmuck könnte beim Betrachter die leise Vermutung aufkommen, dass der Wohnungsbesitzer noch nicht ganz aus dem Teenie-Alter raus ist… 😉
Wenn Mann dazu neigt, seine Sammler-Seite sehr auszuleben, dann sollten die gesammelten Stücke mit Bedacht und in Massen aufgestellt werden. Wenn die Regale vollgestopft sind mit Merchandising-Produkten von Star Wars oder irgendwelchen Comic-Helden, Spielzeugautos oder was auch immer, mag sich der eine oder andere Besucher*in fragen, ob sie sich in einem Wohnzimmer oder doch eher in einem Spielzimmer befindet. Es könnte auch hier der Verdacht aufkommen, dass der Wohnungsinhaber noch nicht ganz im Erwachsenenalter angekommen ist.
Trophäen sammeln und aufstellen machen ja auch viele gerne und grundsätzlich spricht auch nichts dagegen, denn jeder darf und soll stolz sein darauf, was er alles erreicht hat! Wenn aber die Glasvitrine gefüllt ist mit teuren Rolexes, Golfabzeichen, Sportmedaillen und was es sonst noch für Leistungsnachweise gibt, dann kann es dann irgendwann too much sein mit der Darstellung dessen, was man alles schon erreicht hat.
Und auch teure Möbel machen per se noch keine gemütliche und wohnliche Wohnung. Das schwarze Rolf Benz Ledersofa als Eyecatcher zwischen New Century-Elementen ist sicherlich ein Highlight. Wenn allerdings daneben noch ein wuchtiger Esstisch aus Mahagoni steht, an der Wand eine übergrosse Hülsta Wohnwand, am Boden ein überdimensionaler Perser-Teppich liegt und an der Wand ein Bild von Rolf Knie hängt, dann geht es wohl eher um die Zurschaustellung der eigenen Kaufkraft als weniger darum, sich ein gemütliches Wohnzimmer einzurichten.
Ich habe hier nun bewusst einen Teil der Klischee-Palette wiedergegeben, welche man mit Männer-Wohnungen in Verbindung bringt. Dass es auch anders geht, zeigen die folgenden Bilder aus zwei verschiedenen Männer-Wohnungen. Die eine ist mit viel Liebe zum Detail im Industrial-Look eingerichtet, die andere im klassischen Retro-Stil mit antiken Elementen. Was ich an beiden Wohnungen mag ist, dass der Stil durchgezogen wird und der jeweilige Wohnungsinhaber seiner Wohnung seinen eigenen Charakter verliehen hat: die eine eher schlicht und funktional, aber trotzdem wohnlich und gemütlich. Die andere mit viel mehr Schnickschnack und Sammelobjekten, aber trotz allem nicht überfüllt oder chaotisch.
Somit möchte ich also die Lanze brechen dafür, dass nicht jede Männer-Wohnung den oben aufgeführten Klischees entspricht, sondern dass es auch Männer gibt, die ihre Wohnung mit viel Liebe zum Detail einrichten und ihr einen eigenen Charakter verleihen.
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